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 Impressum
Yi Lu: Bass Bariton – Julia Wasmund: Cello
Pillwoo Chun: Klavier)
bei spotify erschienen.
Bild anklicken
Gedichte: Ingeborg Bachmann:
Geh, Gedanke & Psalm



Aufnahme: 8.3.2020
Anna - Sophie Brosig (Sopran)
Pillwoo Chun ( Klavier)
Musik: Matthias Bonitz
Gedichte: Ingeborg Bachmann:
1. Es könnte viel bedeuten
2. Erklär mir, Liebe
Tondichtung Klavier Solo:
"Kagran´s Flucht" nach "Malina" von Ingeborg Bachmann

 Oratorium

Wir sagen uns Dunkles

nach Gedichten von Paul Celan und Ingeborg Bachmann

für:

Sopran – Tenor – Chor – Orchester

Noten verlegt bei: UNIVERSAL EDITION WIEN


https://universaledition.com/matthias-bonitz-8281/werke



Vorwort

Mein – weltliches – Oratorium[2] in 4 Teilen Wir sagen uns Dunkles beleuchtet musikalisch das Verhältnis und den großen Konflikt von zwei der bedeutensten Protagonisten der deutschen Nachkriegsdichtung:

Ingeborg Bachmann und Paul Celan.

Aufschlussreich ist der Titel des Oratoriums: Wir sagen uns Dunkles = der Geheimcode dieser Beziehung von Beginn (1948) bis zum Tode für beide; Wir sagen uns Dunkles ist eine Kernaussage aus dem Gedicht Corona von Paul Celan, 1948 in Wien geschrieben und im Gedichtband Mohn und Gedächtnis von P. Celan erschienen[3].

Das Oratorium ist in 4 Teile – oder auch Abteilungen – gegliedert. Grundlage meiner Komposition sind 6 Gedichte von Paul Celan und 7 Gedichte von Ingeborg Bachmann und Psalmen.

Im 1.Teil beziehe ich mich in erster Linie auf die Herkunft Celans. Die Juden der Bukowina waren nach dem Ende des Ersten Weltkrieges noch lange Zeit die Bewahrer der deutschen Sprache und Kultur.

Der Dichter Paul Celan stammt von dort, „einer Gegend“, wie er selbst formulierte, „in der Menschen und Bücher lebten“. Das Schicksal der Juden in der Nazi Zeit und deren Auswirkungen auf die Überlebenden wie Celan, der Zeit seines Lebens an einer „Überlebensschuld“ litt, ist Inhalt des 1.Teiles, hier instrumental eingeleitet durch Auszüge aus meinem Klavierquartett Schachnovelle (nach Stefan Zweig).

Auf Hebräisch folgt der Psalm 38 (2013 in Zusammenarbeit mit der jüdischen Kantorin Mimi Scheffer aus Berlin). Tenebrae 75[4] ist nach dem Gedicht Tenebrae von Paul Celan benannt, dass ich in der Einleitung mit Versen aus den Psalmen 22, 25, 28 und 79 erweitert habe, eingefügt auch auf Hebräisch das  Schma`JIsrael Adonai elohenu Adonai echat.[5]

Der 1. Teil schließt mit den Gedichten Geh, Gedanke von Ingeborg Bachmann, Psalm (Bachmann) und Psalm (Celan).

Der 2. Teil setzt sich mit der intensiven Liebesbeziehung im Sommer 1948 in Wien auseinander, für diese Zeit stehen die Gedichte In Ägypten (Celan), Es könnte viel bedeuten (Bachmann), Corona (Celan) und Entfremdung (Bachmann).

Im 3. Teil wird die wiederaufflammende Liebesbeziehung 1957 (Tagung in Wuppertal und Hotel in Köln) thematisiert durch die Gedichte Köln, Am Hof (Celan), Erklär mir, Liebe (Bachmann) und Nachts, wenn das Pendel der Liebe schwingt (Celan).

Im 4. Teil: Finale steht für „die Unmöglichkeit eines Zusammenlebens“, wie Bachmann diese Beziehung bereits 1951 in einem Brief an Hans Weigel charakterisiert. Diese Tragik versuche ich darzustellen durch meine Tondichtung Kagrans Flucht nach dem Binnenmärchen aus Bachmanns Roman Malina, das sich auf Celan (geheimnisvoller Fremder) bezieht und nach Celans tragischem Suizid 1970 von Bachmann in den Roman aufgenommen wurde. Den Abschluss bilden die Gedichte Lieder auf der Flucht XV (Bachmann) und Thema und Variation (Bachmann).

Musikalische Form: Das vorliegende weltliche Oratorium ist bisher in kammermusikalischer Besetzung komponiert, für Sopran oder Tenor (wechselnd oder auch als Duett), für Chor (SSAATTBB) im Instrumentalbereich für Cello, Klavier oder Orgel 8unterschiedlich eingesetzt.) Fassung für Sopran / Tenor / Chor / großes Orchester: Instrumentierung in Arbeit nach der bereits fertiggestellten Kammermusikfassung. 


[1] Die Psalmen sind aus dem Alten Testament; Texte P. Celan aus: Gedichte I (Bibliothek suhrkamp)

Texte I. Bachmann:  Sämtliche Gedichte, (Verlag Piper)

[2] Formales Vorbild: „Gurre Lieder von Arnold Schoenberg und „Lied von der Erde“ von Gustav Mahler

[3] Siehe Helmut Böttiger: „Wir sagen uns Dunkles“ 4. Kapitel „ Es ist Zeit, dass man weiß! Ab Seite 50 (DVA Verlag)

[4] Die Zahl 75 bezieht sich auf 75 Jahre nach der Befreiung des KZ Ausschwitz durch die rote Armee am 27.Januar 1945, die Komposition Tenebrae 75  habe ich 75 Jahre nach der Befreiung am 27.Januar 2020 beendet.

[5] In Celans Leseexemplar von Kafkas Erzählungen findet sich innen am Umschlag diese Eintragung von Celan (handschriftlich) auf Hebräisch



Orchesterbesetzung für den I. Teil:

Niemand knetet uns wieder

Holzbläser:

Piccolo / 2 Flöten / 2 Oboen / Engl. Horn / 2 Klarinetten / 2 Fagotte / Kontrafagott

Blechbläser:

2 Trompeten / 4 Hörner / 3 Posaunen / Tuba

Schlagwerk:

a.) Membranophone:

kl. Trommel / gr. Trommel / Tambourin / Rührtrommel / Pauken

b.)Metallidiophone:

Cymbales antiques / Becken / gr. Tamtam / javanischer Buckelgong (as-b-h und D-A) / Glockenspiel / Röhrenglocke (B1) / Donnerblech / Triangel

c.) Holzidiophone:

Tubo / Bambusrassel (groß)

Celesta / Harfe

Streicher:

12-10-8-6-5


Mehr unter:


https://landingpage.7places.org/


20.02.2020

Wehret den Anfängen!

Es nimmt kein Ende,

nach Kassel, Halle, Ministerpräsidentenwahlbetrug in Thüringen durch die AFD jetzt dieses Leid in Hanau, verursacht durch die Brandstifter der rechten Szene.


Ein 43 Jahre alter Deutscher hat in Hanau zehn Personen erschossen und sich selbst getötet. Es gibt Hinweise auf rassistische Motive.



Sich Erinnern


 Sehr zu empfehlen:

Rede des Bundespräsidenten in der Gedenkstätte Yad Vashem


בָּרוּךְ אַתָּה יְיָ אֱלֹהֵינוּ מֶלֶךְ הַעוֹלָם שֶׁהֶחֱיָנוּ וְקִיְּמָנוּ וְהִגִּיעָנוּ לַזְּמַן הַזֶּה׃


http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2020/01/200123-Israel-Yad-Vashem.html


Mahnende Lyrik von Ingeborg Bachmann

 

Nie hätte ich gedacht, dass mahnende Worte wie in den Gedichten von Ingeborg Bachmann wieder diese Aktualität erhalten: gerade in unserer Zeit, einer Zeit der „sprachlichen Brandstifter“, der Wegbegleiter, Vorbereiter zur Verrohung und Umwandlung unserer Gesellschaft – siehe Angriffe auf jüdisches Leben in Deutschland – jüngst in Halle / Saale und andernorts. Und trotzdem erstarkt der rechten Rand mit einem Faschisten als Führer– zuletzt in Thüringen.

Keiner kann heute mehr behaupten er hätte nichts gewusst oder das nicht so gemeint oder es war „nur eine Protestwahl“. Keiner!

„Austesten“, wie weit man seine antisemitischen Äußerungen öffentlich zuspitzen kann, ohne staatlicher Repression ausgesetzt zu sein, wie am 9.11. bei einer DEMO der Holocaust – Leugner in Bielefeld, sind untrügliche, unerträgliche Agitationen der rechtspopulistischen Gesellschaft.

Es gibt genügend Mahner: Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Nelly Sachs oder auch die „Deutschstunde“ von Sigfried Lenz und viele andere.

Nach Ansicht von Jacques Schuster gibt es im deutschsprachigen Raum überhaupt nur zwei Schriftsteller, „die es vermochten, das jüdische Schicksal in Worte zu fassen: Paul Celan und Nelly Sachs“.[1]

Zustände müssen beschrieben werden – wie in Ingeborg Bachmanns „Psalm“ oder auch „Geh, Gedanke“

Man kann es auch als „Nachgeburt der Schrecken“ bezeichnen, wie Ingeborg Bachmann es in ihrem Gedicht „Psalm“ benennt.

„Erstaunlicherweise kommt der Hass von jungen Menschen, die nicht wissen, was hier vor 80 Jahren geschah. Die 3. Generation ist ahnungslos, nicht nur in Deutschland, sondern überall. Das müssen wir ändern.“ So äußert sich der Vorsitzende des jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder bei seinem Besuch in Halle (Zitat: FAZ Feuilleton, 26.10.2019)

Das sind sehr mahnende Worte, sie gelten meiner Ansicht nach nicht nur für die jüngere Generation, sondern auch für Ältere, die um diese Zusammenhänge wissen sollten, quer durch die ganze Gesellschaft.

Ich möchte hiermit ausdrücklich den Aufruf des Deutschen Musikrates vom 30.10.2019 – Musikpolitik:  Musik machen – Haltung zeigen: Mitglieder des Musikrates engagieren sich für eine demokratische, weltoffene Gesellschaft und für Kulturelle Vielfalt unterstützen.

Wenn man die zeitliche Herkunft Bachmanns – auch von Nelly Sachs, die Bachmann in Zürich anlässlich der Verleihung des Droste Preises in Meersburg getroffen hatte, - unter dem Joch der NS Zeit betrachtet und in diesem Licht ihre Empfindlichkeit/Empfindsamkeit einbezieht, bekommen jedenfalls für mich ihre Lyrik und auch Bachmanns Roman Malina eine zusätzliche so starke Bedeutung, dass man allen Anfängen des Rechtspopulismus, der sich gerade auch in Deutschland und Europa breit macht, vehement zur Wehr setzen muss.

Schicksale wie Nelly Sachs und auch Bachmann, Paul Celan, jede auf ihre Art, sind dazu exponierte Mahner.

Bach­mann geht in ihrer Lyrik an die Grenze der Sprache und er­weist diese Grenze als Ort von Visionen. Sie warnt vor drohenden Ge­fah­ren; sie erin­nert an vergangene Ereignisse, die nicht in Ver­ges­sen­heit geraten dürfen; sie sa­gt voraus, welche Kon­sequenzen be­stimm­te Hand­lungen haben werden.

Das Gespinst der „tragischen Spinnen der Gegen­wart“ ist un­durch­sichtig, sie verkleben die Augen und verschleiern die Wahrheit. Aber das Ver­stummen soll nicht das letzte Wort haben. Deswegen bittet die Verstummte:

„In die Mulde meiner Stummheit
leg ein Wort
und zieh Wälder groß zu beiden Seiten,
dass mein Mund

ganz im Schatten liegt.“

Mahnende Lyrik von Ingeborg Bachmann musikalisch emotionalisiert

Ersteinspielung „Psalm“ und „Geh, Gedanke“

Musik: Matthias Bonitz, Gedichte von Ingeborg Bachmann

In meiner Vertonung der Bachmann Gedichte versuche ich besonders, die musikalische Sprache Bachmannns aufzunehmen und in meiner Emotionalität zu interpretieren, in der Hoffnung, Ingeborg Bachmanns Lyrik als mahnende Worte nicht verstummen zu lassen.


[1] Jacques Schuster: Stimme der Verlorenen in: WELT vom 19. November 2011 ; eingesehen am 24. September 2016


https://universaledition.com/matthias-bonitz-8281/werke